Hintergründe
Immer für eine Überraschung gut

Rolando Villazón und Xavier de Maistre

Rolando Villazón & Xavier de Maistre © Julien Benhamou/DG
© Julien Benhamou/DG

Xavier de Maistre und Rolando Villazón haben einiges gemeinsam: Sie sind beide Profimusiker, lieben spanische Musik und sind höchst erfolgreich in ihrem Bereich – und vor allem entsprechen sie in keiner Weise dem Klischeebild, das lange Zeit mit ihrem Beruf verbunden war. 

Unterbelichtet? Von wegen!

Vom – nebenbei bemerkt generell vollkommen unberechtigten – Klischee des unterbelichteten Tenors kann man eigentlich kaum weiter entfernt sein, als es Rolando Villazón ist. Der gebürtige Mexikaner ist in so vielen Bereichen erfolgreich, dass sich hin und wieder die Frage aufdrängt, ob „Sänger“ wirklich sein Hauptberuf ist.

Ich liebe alles, was ich mache!
Rolando Villazón

Seit 2017 ist er Intendant der Mozartwoche, konzipiert und organisiert in dieser Funktion alljährlich spannende und vielseitige Projekte rund um das Salzburger Genie. Zudem arbeitet er als Regisseur und hat mittlerweile bereits drei hochgelobte Romane veröffentlicht. Dass er nebenher noch Zeit findet, sich ehrenamtlich als Krankenhausclown zu betätigen (und das schon seit 2008), ist angesichts all dessen eigentlich erstaunlich – oder eben gerade nicht. Rolando Villazón ist einer dieser Menschen, die über unerschöpfliche Energiereserven zu verfügen scheinen. Eher geht ihm die Zeit aus: „Ich bräuchte Tage mit 28 Stunden“, bekannte er 2024 im Interview.

Rolando Villazon @ Jakob Tillmann & Concerts Pamplona
Rolando Villazón © Jakob Tillmann & Concerts Pamplona

Rauschgoldengel? Nein, danke.

Möglicherweise kommt dieser Gedanke Xavier de Maistre bekannt vor. Der Franzose ist jedenfalls ebensowenig der klischeehaft-ätherische Rauschgoldengel, den so manche:r sich an der Harfe imaginiert, wie Rolando Villazón ein trotteliger Sänger ist. De Maistre ist ganz im Gegenteil ein außerordentlich klug planender Kopf: Nicht umsonst hat er neben seinem Harfenstudium am Pariser Eliteinstitut Sciences Po und der London School of Economics studiert.

Ich konnte mich mit dem Gedanken nicht anfreunden, 45 Jahre lang im Orchester auf den Einsatz zu warten.
Xavier de Maistre

In den wichtigen Dingen allerdings folgt er dann doch seinem Herzen. Immerhin hat er sich für eine Karriere als Musiker entschieden statt für eine in der freien Wirtschaft. Und als er das Ziel erreicht hatte, von dem die meisten seiner Harfe spielenden Kolleg:innen träumen, nämlich eine Festanstellung bei einem renommierten Orchester (den Wiener Philharmonikern!), dachte Xavier de Maistre sich: „Das kann doch nicht alles gewesen sein!“ und brach zu einem neuen Abenteuer auf. Er machte sich kurzerhand als Solist selbständig – für einen Harfenisten ein wirklich außergewöhnlicher Schritt. Seitdem arbeitet er hartnäckig – und mit Erfolg! – daran, dem Bild der Harfe zupfenden „höheren Tochter“ seine eigene Vision entgegenzusetzen. Er inspiriert Komponisten, entdeckt neues Repertoire, arrangiert Werke im Zweifelsfall auch persönlich. Und wenn man heute an die Harfe denkt, setzt man vor seinem inneren Auge vielleicht einen eleganten Herrn an das Instrument …

Xavier De Maistre @ Julien Benhamou
Xavier de Maistre © Julien Benhamou

Ein unkonventionelles Duo

Angesichts der Umtriebigkeit von Rolando Villazón und Xavier de Maistre war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis dieses vielseitige und innovationsfreudige Duo sich für ein Projekt zusammenfand. Im Jahr 2018 war es soweit: Das Programm Serenata latina, auch als vielgelobtes Album veröffentlicht, entstand und begeistert seither das Publikum weltweit. 

Überraschenderweise war es allerdings nicht der Mexikaner Villazón, der den Impuls gab, ein Programm mit südamerikanischen Liedern für Tenor und Harfe zusammenzustellen. Xavier de Maistre, begeisterter Fan spanisch-südamerikanischer Musik, trug die Idee nach einer inspirierenden Zusammenarbeit mit der Kastagnetten-Virtuosin Lucero Tena an seinen Kollegen heran. Und auch wenn die Harfe als Begleitinstrument ihn zuerst überrascht haben mag: Schnell war der Funke bei Rolando Villazón übergesprungen. Er steuerte weitere Ideen bei, die Zusammenarbeit nahm Fahrt auf – und mündete in den hinreißenden Abend, auf den wir uns in dieser Saison auch in Bremen freuen dürfen. Fortsetzung folgt? Hoffentlich!

Mittwoch, 19. März 2025 | 20:00 Uhr | Die Glocke, Großer Saal
Rolando Villazón & Xavier de Maistre

Serenata latina

€ 80,00 | 75,00 | 65,00 | 45,00 | 35,00 zzgl. VVK
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